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Willkommen bei der Evangelischen Kirchengemeinde Drabenderhöhe.

Fr, 29.Mär 2024, 10:00 Uhr bis 11:00 Uhr (Ev. Kirche Drabenderhöhehe)Gottesdienst
Karfreitag mit Abendmahl

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Von Hilmar Kranenberg im Bereich Allgemein.

Liebe Gemeinde,

wer die Hand an den Pflug legt und zurück sieht, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. Das ist der Wochenspruch zum Sonntag Okuli, dem dritten Sonntag der Passionszeit. Nach vorne sollen wir schauen, dort ist das Ziel, das Gottesreich. Keine mehr oder weniger sentimentalen Blicke zurück in die Vergangenheit. Das klingt zunächst etwas unverständlich, vielleicht sogar ärgerlich. Warum soll ich mich denn nicht an schöne Erlebnisse erinnern dürfen? Doch, das darf man und das brauchen wir auch immer wieder. Das ist hier auch nicht gemeint, denn hier geht es um anderes. Angesprochen sind Menschen, die erst vor kurzer Zeit, vielleicht vor ein paar Jahren, ihren Weg zu Christus und seiner Kirche gefunden haben. Für die geht um ein neues Leben, ohne sich wehmütig oder schaudernd an das alte zu erinnern. Auch nicht wie manche Bekehrungsgeschichte, wo jemand Dank des neu entdeckten Glaubens aus den Abgründen seines Lebens gerettet wurde. Die Vergangenheit interessiert nicht, noch nicht einmal als abschreckendes Beispiel. Es geht um die Gegenwart und die Zukunft als Christine oder Christ, es geht um einen Neuanfang. Neu anfangen, neue Wege gehen ist auch das Grundthema der zweiten Hälfte des Epheserbriefs. Da findet man mehrere Kapitel mit recht ausführlichen Verhaltensregeln für die noch jungen christlichen Gemeinden in einer heidnischen Umwelt. Eine Art inhaltlicher Zusammenfassung sind die folgenden Verse: TEXT

„Werdet gütig gegeneinander, barmherzig, indem ihr einander gnädig seid, wie auch Gott in Christus euch Gnade erwiesen hat. Werdet Nachahmer Gottes als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, wie auch Christus euch geliebt hat und sich für uns dahingegeben hat als Gabe und Opfer für Gott zu lieblichem Geruch.“ (Eph 4,32- 5,2)

Danach folgen ein paar konkretere Ausführungen über Hurerei, Unreinheit, Götzendienst und Habgier. Das sind Verfehlungen, die es so in der christlichen Gemeinde nicht geben soll. Ich lasse das aus, denn diese Mahnungen sind doch sehr zeitgebunden. Schließlich endet der Abschnitt in einem nochmaligen Appell: „Ihr wart früher Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts – die Frucht des Lichts ist lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Eph 5,8-9)

Dem Epheserbrief geht es um das richtige Leben in der Gemeinde. Das war wohl auch nötig, denn die damaligen Gemeinden waren noch jung.Viel länger als vielleicht zehn oder bestenfalls fünfzehn Jahre wird es diese Gemeinde wohl noch nicht gegeben haben. So etwas Traditionen und überlieferte christliche Lebensweisen sind da noch nicht vorhanden. Und – was wir hier und heute gar nicht mehr kennen – die Gemeinde wächst. Immer wieder kommen Menschen dazu, die sich von dem Lebenswandel und der Botschaft der Christen angezogen fühlen. Die Abkehr von früheren Verhaltensweisen wird nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt. Wer seine Hand an den Pflug legt und zurückschaut, der geht den Neuanfang falsch an. Das ist ja noch mehr als der Neuanfang mit Christus als Vorbild. Es ist auch ein neues Leben in der Gemeinschaft. Wenigstens innerhalb der Gemeinde tritt man für einander ein, teilt nicht nur die Mahlzeiten, sondern noch viel mehr die Sorgen und die Freude. Es gibt ein gegenseitiges Interesse am Wohlergehen der Mitchristinnen und Mitchristen. Man fragt nach, kümmert sich, weist auch mal den anderen zurecht und bestimmt betet man auch für einander.

Wir wissen nicht, inwieweit das hier beschriebene Gemeindebild der Wirklichkeit in Ephesus entsprach. Vielleicht ist es eher der Wunsch des Autors, der hier seine Traumgemeinde beschreibt. Dann hören wir hier von hohen Ansprüche, die in der wirklichen Gemeinde nur selten erreicht wurden. Man könnte es auch als ein ambitioniertes Ziel bezeichnen. Doch das können wir heutigen Leserinnen und Leser nicht beurteilen, wir waren ja nicht dabei.

Aber selbst wenn es so wäre, sollten auch wir diese - zugegebenermaßen hohen - Ansprüche als Ziele verstehen. Ziele, die nicht nur für die Gemeinde in Ephesus vor über 1900 Jahren galten, sondern genauso auch für uns heute, in Drabenderhöhe und anderswo: Verhaltet euch nicht so wie die Nichtgläubigen, die Heiden. Versucht Christus nachzuahmen und wandelt somit in der Liebe. Lebt vor Gott so, als wäre euer Leben wie der liebliche Geruch eines Opfers, das Gott gut gefällt. Lebt als Kinder des Lichts und bringt die entsprechenden Früchte. Nämlich Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.

Es geht hier nicht um einzelne, konkrete Verhaltensweisen. Da gibt es heutzutage bestimmt andere Ärgernisse und falsche Wege als damals in Ephesus. Obwohl die Habgier immer noch ein Grundübel der Menschen zu sein scheint. Aber es ist eben kein Katalog der schlechten Taten, den wir so nach und nach abarbeiten könnten. Das sind wohl eher Beispiele für diejenigen, denen es an Einsicht oder Übersicht fehlt. Viel mehr aber geht es um die grundsätzliche Haltung, die dahinter steht: Wofür lebe ich, was ist mein Ziel, was ist der Sinn meines Lebens? Und wie sehr achte ich dabei auf andere, nehme Rücksicht auf die Schwachen und helfe ihnen, wo ich es kann? Ihr seid nicht mehr Teil der Finsternis, sondern Licht im Herrn heißt es hier. Das soll man auch merken. Christsein ist nichts Theoretisches, sondern es ist Leben in der Praxis. Oder um es mit den Worten des Epheserbriefs zu sagen: Also wandelt als Kinder des Lichts durchs Leben und bringt die entsprechenden Früchte.

Eigentlich ist das ganz einfach, so möchte man meinen. Vor allem weil wir das nicht alleine bewältigen müssen, sondern zusammen in der Gemeinde, der christlichen Gemeinschaft leben. Die Gemeinde kann uns stützen, wenn es schwer ist, sie kann mit uns zusammen überlegen, wie es weitergeht, die Gemeinde kann Ratschläge geben und sie kümmert sich um die, welche in Not sind – ob die Not körperlich, finanziell oder seelisch ist. Die christliche Gemeinde ist für den Autor des Briefs mehr als nur die Versammlung zum Gottesdienst, sie ist eher eine Lebensgemeinschaft, eine große Familie. Und das verbindende Band ist nicht die Blutsverwandtschaft, sondern der Glaube an Gott und Jesus Christus.

Wie bereits gesagt: Ich weiß nicht, ob es damals in Ephesus wirklich so war oder ob der Brief nur ein Idealbild entwirft. Doch warum soll man dieses Ideal nicht anstreben? Es täte auch uns gut, wenn wir so leben, dass man uns, unserem Reden und Handeln, ansieht was wir sind und woran wir glauben. Auch wir versuchen Christus nachzufolgen, auch wir sind Gemeinde Jesu Christi, auch wir sind Kinder des Lichts. Und das sollte man uns auch anmerken, selbst wenn wir die hochgesteckten Ziele nicht alle erreichen können. Den Versuch jedenfalls sollten wir wagen, uns nicht beim ersten Misslingen entmutigen lassen. Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Und wir ahnen es: Selbst kleinere Schritte auf dem Weg Jesu können einiges bewirken.

Im Gegensatz zum Epheserbrief will ich Sie jetzt aber nicht mit langen Listen quälen, in denen all das vorkommt, was wir tun und nicht tun sollen. Das wissen Sie doch alles selbst, wenn Sie mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen, auch wenn an manchen Punkten die Meinungen sicher auseinandergehen. Manchmal ist das Ziel auch klar, nur der Weg dorthin ist strittig. Aber darüber kann und soll man in der Gemeinde reden. Wobei das Gegenüber dann nicht als der ideologische Gegner angesehen werden sollte, sondern als die Schwester oder der Bruder, die oder der ebenfalls als Kind des Lichts leben will. Und über den Weg dahin sollte man sich immer wieder austauschen. Es kann ja sein, dass man selbst falsch liegt.

Vielleicht setzen wir häufig die falschen Schwerpunkte im Leben. Wir alle streben wahrscheinlich Glück, Zufriedenheit und Liebe an. Doch was unser Glück und unsere Zufriedenheit wesentlich ausmacht, hat gar nichts mit Besitz und Leistung zu tun, so sehr uns das auch immer wieder gesagt wird. Da geht es um Lieben und geliebt werden, um Lob, Anerkennung und darum, dass wir einen Sinn in unserem Handeln, ja in unserem ganzen Leben sehen. Das aber können wir uns mit Macht und Geld nicht verschaffen. Erkaufte Liebe oder Anerkennung ist nicht echt und das wissen wir auch. Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Was einer hat oder ist, ist dabei nicht wichtig.

Auch Gott liebt uns nicht für das, was wir sind und haben, sondern für das was wir machen und sagen. Und so sollten wir es in der Nachfolge Jesu auch tun – dann leben wir als Kinder des Lichts. Und was gibt es Schöneres als schon hier in unserem Leben etwas von dem göttlichen Licht mitzubekommen und es weiterzugeben? Das ist der Neuanfang, von dem der Wochenspruch und der Epheserbrief sprechen. Nicht zurück schauen, sondern nach vorne blicken. Nicht das Schlechte hinter uns sehen, sondern das Gute neben uns tun und das Strahlende vor uns anpeilen. So leben wir als Kinder des Lichts und lassen dieses Licht leuchten vor den Menschen. Amen

Schlagworte: predigt

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  • Zuletzt geändert: 21.11.2022 15:20
  • von Manuel Krischer