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Willkommen bei der Evangelischen Kirchengemeinde Drabenderhöhe.

Do, 28.Mär 2024, 19:00 Uhr bis 20:00 UhrGottesdienst
Gründonnerstag mit Abendmahl

Neuigkeiten

Von Hilmar Kranenberg im Bereich Kirche.

Der für den heutigen Palmsonntag vorgeschlagene Predigtabschnitt findet sich im HebräerbriefHebr 11.1-2 u.12, 1-3 (PR III)

Liebe Gemeinde, Zunächst einmal hören wir einen kurzen Satz über den Glauben: Glauben ist die Gewissheit auf das, was man hofft und zwar ohne es zu bezweifeln. Das ist zwar richtig, doch von den Zweifeln können wir uns nicht frei machen. Die gibt es immer wieder und das ist auch nicht weiter erschreckend. Es gehört zum Glaubensleben dazu, dass man den Glauben manchmal infrage stellt. Nur so kann er sich weiterentwickeln. Denn wer von uns glaubt mit 40 oder 60 Jahren noch so wie mit 6 Jahren? Doch hier geht es nicht um Zweifel, sondern um die Kraft aus dem Glauben. Diesen Glauben hatten auch schon unsere Glaubensvorfahren, heißt es dann, doch dazu später.

Sehen wir uns also die anderen Verse einmal an: Dort ist von einem Lauf, also einem Weg die Rede. Wir sind auf dem Weg, heißt es hier, und dieser Weg wird uns durch vieles erleichtert. Da ist zunächst einmal die Wolke der Zeugen. Sie wird in dem vorangehenden Kapitel ausführlich beschrieben. Ich habe diese Verse ausgelassen, weil es für das eigentliche Thema nichts beiträgt. Gemeint sind mit den Zeugen Gestalten der Bibel, deren Vertrauen auf Gott beispielhaft ist. Sie kennen bestimmt einige dieser Personen. Wenn Sie möchten können sie es im 11. Kapitel des Hebräerbriefs gerne nachlesen.

Der Brief zeigt an diesen Zeugen, wie viel Kraft, Mut und Durchhaltevermögen der Glaube an Gott verleihen kann. Daran können wir uns ein Beispiel nehmen und gleichzeitig wissen wir: Wir gehen unseren Lebensweg nicht allein. Als zweites brauchen wir nicht so schwer zu tragen an unserer Schuld, an dem, was uns das Leben so beschwerlich macht. Dies alles ist uns durch Gott vergeben – das ist sicherlich eine der wichtigsten Botschaften des christlichen Glaubens. Wir können also unseren Weg mit leichtem Gepäck fortsetzen. Drittens haben wir einen Führer, der uns auf dem Weg vorangeht: Jesus selbst, der uns auf dem Glaubensweg führt und uns sicher ans Ziel bringt. Auch sein Beispiel kann uns ermutigen, damit wir nicht aufgeben, sondern unser Vertrauen in Gott bewahren.

Nun stellt sich natürlich die Frage: Wohin führt dieser Weg des Lebens? Auch hier antwortet der Hebräerbrief wieder mit Bildern. Bilder, die uns heute vielleicht etwas fremd sind, den damaligen Lesern und Hörern aber gut vertraut waren. Einige Verse weiter folgt das Bild der Stadt Gottes, des himmlischen Jerusalems. Zu Gottes herrlicher Ewigkeit also führt uns dieser Lebensweg, eigentlich ein sehr verlockendes Ziel. Und damit wir nicht unterwegs irgendwo allzu lang stehen bleiben, uns womöglich niederlassen, anstatt den Weg fortzusetzen, endet diese Bildrede nochmals mit dem deutlichen Hinweis: Wir haben hier keine Stadt, in der wir bleiben können, sondern wir warten auf die Stadt, die kommen wird.

So weit, so gut. Und doch frage ich mich: was hindert uns so oft am Weitergehen auf dem Weg des Glaubens, des Vertrauens? Einem Weg, den doch – so unser Predigtabschnitt – schon so viele vor uns gegangen sind, die uns als gutes Beispiel dienen könnten. Ist es nicht so, dass wir viel zu oft steckenbleiben oder gar aufhören, den Weg weiter zu gehen?

Es gibt sicherlich viele Gründe, aufzugeben: manch einer zum Beispiel wird müde, weil die Strecke viel länger und schwieriger ist, als er oder sie sich das gedacht hat. Andere hören auf, weil sie kein Ziel mehr vor Augen haben, weil sie nicht wissen wohin und wozu sie sich denn bewegen sollen, was der Sinn dieser Mühe ist. Das war dem Autor des Briefs noch gar nicht so in den Sinn gekommen, seine Gemeinden damals hatten das Ziel vor Augen, nur der Weg war von vielen Schwierigkeiten begleitet.

Heute hingegen habe ich den Eindruck, ist das Ziel an den Rand gerückt. Wer von uns sehnt denn den Anbruch des Gottesreiches inniglich herbei? Wenn ich Sie nach Ihren Zukunftshoffnungen fragen würde, würde das Reich Gottes bei den meisten vermutlich nicht an erster oder zweiter Stelle stehen. Da sieht die Zukunftshoffnung doch eher so aus: Ein schönes Haus, ein oder zwei gesunde Kinder, ein sicherer Arbeitsplatz, ein feines Auto, viele Urlaubsreisen, ein langes gesundes Leben für mich und meinen Partner, bzw. meine Partnerin. Alles Dinge, die unser begrenztes Leben beschreiben, aber nichts, was darüber hinausgeht. Die Hoffnung auf das Reich Gottes, das eben nicht von dieser Welt ist, kommt nicht vor. Wir geben uns mit der Welt zufrieden, in der wir leben, wollen gar keine andere, bessere. Höchstens ein etwas besseres Leben in dieser Welt. Es geht uns doch ganz gut – warum also soll man da groß was dran ändern! Wenn wir im Vaterunser beten „Dein Reich komme“ sollten wir also ehrlicherweise anfügen, „aber bitte erst in sehr ferner Zukunft.“

Das Reich Gottes ist uns aus dem Blick gekommen, so scheint es. Uns fehlt diese Zukunftshoffnung, wir leben nur in der Gegenwart, vielleicht auch noch ein wenig in der Vergangenheit. Aber vielleicht denken Sie jetzt: „Das ist doch gar nicht so schlimm, wo ist da das Problem? Es ist doch toll, wenn wir Perspektiven für unser weiteres Leben haben!“

Doch, das ist ein Problem. Denn wenn unser Glauben keine Zukunftshoffnung mehr hat, wen sollen wir denn damit noch begeistern, wen auf unserem Weg mitnehmen? Wenn wir unsere Hoffnungen überwiegend auf das Geschick unserer Politiker oder das Wohlergehen der Weltwirtschaft setzen und nicht auf Jesus Christus, dann sind wir arme, hoffnungs- und zukunftslose Menschen. Dann ist mit dem Tod alles aus, dann ist unsere Zukunft wirklich sehr begrenzt und überschaubar. Bestenfalls setzen wir noch Hoffnung in unsere Nachkommen, die Kinder und Enkel – aber mehr ist dann nicht. Also müssen wir etwas dagegen tun. Doch wie bekommen wir diese Zukunftshoffnung zurück? Unser Predigttext kann dabei etwas weiterhelfen. Da ist zunächst einmal die Wolke der Zeugen, wie es so schön heißt. Also die Menschen, die im Namen Gottes und in der Nachfolge Jesu Christi die Menschheit entscheidend vorangebracht haben. Sie taten dies doch nicht, weil sie die schöne Gegenwart verlängern wollten. Ihr Traum war nicht ein größeres Haus, alle drei Jahre ein neuer Fernseher und jedes Jahr ein schicker Urlaub oder so etwas. Nein, sie wollten die Welt zum Besseren hin verändern, sozusagen als Vorgeschmack auf das Reich Gottes. Deshalb kreisten sie mit ihren Zielen nicht um sich selbst oder einen begrenzten Kreis von Familie und guten Freunden, sondern nahmen das Schicksal Vieler in den Blick. Das sollten wir uns immer wieder deutlich machen, gerade als gutes, ermutigendes Beispiel. Die wichtigen Veränderungen entstehen aus der Hoffnung heraus, aus der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für alle Menschen. Denn auch das dürfen wir nicht übersehen, selbst wenn es uns noch so gut geht: Wenn wir uns wünschen, die Gegenwart noch ein wenig auszuschmücken und zu verlängern, dann wäre dies für zahllose Menschen weltweit eine nicht endende Katastrophe. Denn auch wenn wir das nicht immer wahrhaben wollen: An so vielen Ecken unserer Welt wird gehungert, wird ausgebeutet, wird gefoltert und getötet, überall in unserer Welt wird betrogen und gelogen, gelitten und gestorben. Wir leben auf Kosten anderer Menschen und auf Kosten unserer Umwelt. So gut ist diese Welt nicht, dass es da nichts besseres gäbe. Die Not, die wir so gerne übersehen oder verdrängen, ist jeden Tag Realität. Kranke hoffen auf Besserung, Arbeitslose auf eine Änderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Flüchtlinge auf eine neue dauerhafte Heimat, Hungernde auf genügend Nahrung für alle und so weiter.

Wer sich wünscht, dass alles so bleiben soll wie es ist, nimmt die Not der anderen nicht ernst. Was aber ist das für eine Christenheit, was für eine Gemeinde, wo einer den anderen, den Nächsten, in seiner Not nicht wahrnimmt? Nur weil dieser Nächste nicht im Nachbarhaus wohnt, sondern vielleicht ein paar Straßen weiter oder drei Länder entfernt. Ohne Hoffnung auf Besserung hätte unser Glauben, unser Tun und Reden seinen Sinn verloren.

Die Wolke der Zeugen der Christenheit kann uns viele Beispiele dafür geben, was man mit der Kraft des Glaubens und der Hoffnung erreichen kann. Und sie soll uns ermutigen, dass wir uns nicht mit dem, was ist zufrieden geben. Wir leben bei Weitem nicht im Paradies auf Erden und das können wir auch mit unseren begrenzten Mitteln und Fähigkeiten nicht erreichen. Das mag uns die Werbung versprechen, das haben Leute wir Karl Marx und andere Politiker und Philosophen erträumt, doch es geht nicht. Das Reich Gottes ist und bleibt jenseits unserer Möglichkeiten und ist doch ein großartiges, verheißungsvolles Ziel.

Und dann ist da noch Jesus Christus, der uns vorangeht auf unserem Weg. Ganz abgesehen davon, dass wir ihn aus dem Blick verlieren, wenn wir uns mit dem Bestehenden abfinden: Wozu dann sein Kommen, sein Tod und seine Auferstehung? Das alles ist doch für uns geschehen und nicht für irgendwelche Wesen auf anderen Planeten zu anderen Zeiten. Uns ist die Vergebung unserer Schuld zugesagt, wir sind diejenigen, die ihm in die Auferstehung von den Toten nachfolgen. Seine Botschaft vom kommenden Reich Gottes soll von uns gehört und begriffen werden, um so die Welt in seinem Sinne zu verändern.

Wenn wir das Ziel unserer Hoffnung aus dem Blick verlieren, geht uns viel verloren: Leidenschaftlichkeit, Engagement, Lebensfreude, aber auch die Fähigkeit, mit Leiden richtig umzugehen.

Doch Hoffnung kann man nicht befehlen, auch nicht wie ein Medikament verordnen. Hoffnung muss wachsen. Wachsen wie der Glaube, der ja eine feste Zuversicht ist, wir wir am Anfang hörten. Und so möchte ich Sie ermuntern darüber nachzudenken, wie arm ein Leben ohne Hoffnung ist. Und vielleicht können sie ja Gott im Gebet bitten, dass er in Ihnen die Hoffnung neu entfachen möge, wenn sie verloren gegangen ist. Denn ein Leben ohne Hoffnung bleibt im Diesseits stecken. Das Diesseits alleine ist aber zu kurz für die Pläne, die Gott mit uns hat. Amen

Schlagworte: predigt

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  • Zuletzt geändert: 21.11.2022 15:20
  • von Manuel Krischer